Berufseinsteiger benötigen Mentoren

Bescheidenheit hilft bei der Karriere

Berufseinsteiger, die bescheiden Auftreten und den sozialen Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten suchen, finden leichter Unterstützung durch Mentoren und machen schneller Karriere. Das berichten die Arbeitspsychologen der Universität Bonn im Fachmagazin Journal of Vocational Behavior.

Die Psychologen der Universität Bonn analysierten den Karriereverlauf von 340 Fachhochschul- und Universitätsabsolventen in ihren ersten fünf Berufsjahren. "Je aktiver Berufseinsteiger auf andere zugehen, desto höher ist das Einkommen oder die Position, die sie in der Regel in kurzer Zeit erreichen", berichtet Studienleiter Gerhard Blickle im Interview.

Zentrale Bedeutung für den anfänglichen Karriereerfolg hat laut den Psychologen der Mentor. "Mentoren sind höherrangige Führungskräfte, die über langjährige Berufserfahrung verfügen. Dabei kann es sich um Menschen innerhalb oder auch außerhalb der eigenen Organisation handeln, zu denen wechselseitige Sympathie und Vertrauen aufgebaut werden", so Blickle. In welcher Form Mentoren ihren Schützlingen unter die Arme greifen, sei höchst unterschiedlich. "Sie öffnen Türen, indem sie die Nachwuchskraft etwa bei wichtigen Leuten vorstellen, und verbreiten damit ihr positives Image. Geht einmal etwas schief, können sie rettend eingreifen und geben Ratschläge." Durch ihre ehrliche Rückmeldung würden Mentoren auch zu mehr Zufriedenheit im Beruf führen, indem sie bei der Interpretation des Erreichten sowie beim Erkennen von Zielen behilflich sind.

Um einen Mentor zu finden, brauchen Berufseinsteiger gute soziale Kompetenz, das Erkennen des geeigneten Moments für die Ansprache sowie ein Gespür dafür, bestimmte Themen unerwähnt zu lassen. "Besonders im Umgang mit eigenen Leistungen ist Bescheidenheit angesagt", betont Blickle. Wer gegenüber Personen aus dem Arbeitsumfeld reine Selbstbewerbung betreibe und eigene Verdienste lobe, verspiele Sympathien schnell und erhandle sich negative Leistungsbeurteilungen. "Denn unweigerlich kommt es in der tagtäglichen Arbeit auch zu Misserfolgen, die dann viel deutlicher wahrgenommen werden." Eine wichtige Vorbedingung sei jedoch, dass die erbrachte Leistung stimmt. "Tu Gutes und lass deine Taten sprechen", so der Rat des Arbeitspsychologen.

In bestimmten Situationen sei Bescheidenheit jedoch wenig sinnvoll, betont Blickle. "Bei Einstellungsinterviews gilt es, hohe und anspruchsvolle Ziele zu formulieren, die dem Gegenüber Selbstvertrauen signalisieren und auf eine entsprechende Basis schließen lassen." Bewerbern käme zugute, dass potenzielle Arbeitgeber in der Regel nur unvollständige Informationen besitzen, die nicht immer eindeutig überprüft werden können. Eine Selbstvorstellung auf Facebook oder auf anderen Sozialen Netzwerken wertet Blickle als Bewerbungssituation. "Auch hier sind Angaben kaum überprüfbar, da der Besucher solcher Seiten meist nicht im tagtäglichen Kontakt mit der Person steht." (pte/hal)