Bertelsmann will BOL an Amazon verkaufen

Bertelsmann wendet sich unter dem neuen Vorstandschef Gunter Thielen zunehmend vom Internet ab. So will sich die für das Endkundengeschäft zuständige Bertelsmann DirectGroup einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge vom Online-Buchhändler BOL trennen.

Demnach befinden sich führende Bertelsmann-Manager bereits in Gesprächen mit dem weltgrößten Online-Händler Amazon über einen Verkauf der defizitären Tochterfirma BOL. Das Geschäft soll sich auf die BOL-Aktivitäten in Europa und Asien erstrecken, wo der Online-Buchhändler Jahresumsätze von rund 90 Millionen Euro erzielt, berichtet das Wall Street Journal. Mit der Übernahme von BOL würde Amazon seinen stärksten Konkurrenten aus dem Weg räumen.

Ein Sprecher der Bertelsmann DirectGroup wollte die Spekulationen nicht kommentieren, sagte jedoch: "Die DirectGroup konzentriert sich auf Profitabilität - als Gruppe - im Kerngeschäft und in den Kernmärkten. Für unsere Unternehmungen, die nicht dazu gehören, stehen alle Optionen offen."

Offenbar plant Bertelsmann nach dem Abgang des früheren Chefs Thomas Middelhoff den weiteren Rückzug aus dem Internet-Geschäft. Denn: US-Medienberichten zufolge steht auch das Joint Venture Barnesandnoble.com, das Bertelsmann zusammen mit dem US-Buchhändler Barnes & Noble betreibt, zur Disposition. Die Zukunft der Musiktauschbörse Napster ist ebenfalls ungewiss. (jma)