Studien von LMU und PMI

Beim Projektmanagement fehlt der Überblick

Produktwechsel wegen schlechter Usability

Offenkundig ist es auch Leidensdruck, der zu Investitionen in diese Tools führt. Bei 52 Prozent der Teilnehmer waren schon einmal Informationen im Projektalltag untergegangen. 45 Prozent nannten eine ungleiche Ressourcenauslastung, 44 Prozent Probleme durch die fehlende Projektdokumentation als Ursache für die Beschäftigung mit dem Thema.

Nachholbedarf erkennen die Anwender insbesondere bei der Benutzerfreundlichkeit und bei der Flexibilität. Bei 70 Prozent der Befragten führte eine unternehmensinterne Veränderung zum Produktwechsel, weil das bisherige Produkt sich nicht an die neuen Gegebenheiten anpassen ließ. Fehlende Usability war für 58 Prozent der Grund für einen Produktwechsel.

Projektmanagement wird zum Wettbewerbsvorteil

Allgemeine Einschätzungen der von der LMU Befragten unterstreichen, dass erfolgreiches Projektmanagement sich immer voraussetzungsreicher gestaltet. Jeweils um oder deutlich über 80 Prozent stimmen Aussagen zu, nach denen Projekte immer komplexer werden, der Internationalisierungs- und Virtualisierungsgrad steigt, orts- und zeitunabhängiger Zugriff an Bedeutung gewinnt und erfolgreiches Projektmanagement in Zukunft ein Wettbewerbsvorteil sein wird.

Diese Erkenntnis ist gewissermaßen die implizite Grundannahme auch der PMI-Studie, die gleichwohl auf einen anderen Hebel abzielt und diesen so definiert: "Anforderungsmanagement ist die Disziplin der Planung, Beobachtung, Analyse, Kommunikation und Kontrolle von Anforderungen." Es handle sich um einen kontinuierlichen Prozess während der Projektlaufzeit. Involviert seien der Austausch innerhalb des Projektteams sowie mit anderen Beteiligten sowie Anpassungen, sobald sich die Anforderungen ändern.

Verwechslungsgefahr besteht laut Studie zwischen Anforderungsmanagement und geschäftlicher Analyse. Darum spezifiziert das PMI: Um Projekte erfolgreich gestalten zu können, müssen Firmen wirklich gut in Business Analysis sein. Genau dafür sei aber Expertise im Anforderungsmanagement notwendig. In jedem Fall seien Mängel im Anforderungsmanagement der zweithäufigste Grund für das Scheitern von Projekten.

Misstände bei Projekten seit Jahren unverändert

37 Prozent der rund 2000 befragten Unternehmen führten genau dieses Problem als Ursache für Fehlschläge an, so PMI. Vor einem Jahr seien es lediglich 32 Prozent gewesen. Eine offenkundige Verschärfung der Mängel also. Und das vor dem Hintergrund, dass bereits 2009 eine Studie von IAG Consulting in drei von vier Firmen einen niedrigen Reifegrad diagnostizierte.

"Derartige Erkenntnisse hätten als Weckruf dienen sollen", konstatiert jetzt PMI-Autor Smith. "Gleichwohl hat sich seither wenig in der Beantwortung von Anforderungskrisen gebessert - und das gilt bis heute." 47 Prozent der erfolglosen Projekte verfehlten ihre Ziele, weil das Anforderungsmanagement schlecht sei.