CeBIT 2014

Bechtle sieht anhaltendes Wachstum im Cloud-Markt

Michael Guschlbauer, Vorstand beim auf den Mittelstand spezialisierten Systemhaus Bechtle, sieht trotz der NSA-Affäre weiter gute Wachstumschancen im Cloud-Markt.

TecChannel: Bechtle stemmt viele IT-Infrastrukturprojekte mit mittelständischen Unternehmen. Welche Themen dominieren in diesem Bereich?

Guschlbauer: In den letzten zwölf bis 18 Monaten haben wir uns viel mit Private-Cloud-Themen beschäftigt. Die IT rezentralisiert sich ja gerade und wandert zurück in die Rechenzentren. Das ist einerseits gut für die CIOs und andere IT-Verantwortliche. Andererseits profitieren die Anwender, wenn Sie etwa mit verschiedenen Endgeräten arbeiten können. Auch der CFO freut sich darüber, weil er am Ende damit Geld spart. In unseren Projekten geht es aktuell sehr viel um Aspekte wie Virtualisierung, RZ-Automatisierung oder auch Mobility-Lösungen.

TecChannel: Wie läuft das Cloud-Geschäft für Bechtle nach der NSA-Affäre? Welche Auswirkungen spüren Sie?

Die IT wandert zurück in die Rechenzentren. Das ist gut für die CIOs, sagt Bechtle-Vorstand Michael Guschlbauer.
Die IT wandert zurück in die Rechenzentren. Das ist gut für die CIOs, sagt Bechtle-Vorstand Michael Guschlbauer.
Foto: Bechtle

Guschlbauer: Es kommt immer darauf an, wie man Cloud definiert. Für uns beginnt das Thema bei der Private Cloud. Hier haben wir keinerlei Auswirkungen registriert. Das Geschäft wächst weiterhin. Unsere Kunden ergänzen Private-Cloud-Lösungen zunehmend um Public-Cloud-Services, beispielsweise mit Kapazitäten aus Cloud-Rechenzentren. Die Nachfrage nach Security-Lösungen ist nach der NSA-Affäre schon gewachsen, war aber auch schon vorher auf einem hohen Niveau.

TecChannel: Bechtle hat mit der Dropbox-Alternative "Secure Cloudshare" auch dedizierte Cloud-Produkte im Portfolio. Wie werden diese von den Kunden angenommen?

Guschlbauer: Das ist ein stark wachsendes Geschäft. Sichere Dropbox-Alternativen sind gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ein wichtiges Thema.

TecChannel: Wie entwickelt sich Bechtles Geschäft mit klassischen Infrastrukturdiensten aus der Cloud, wie sie beispielsweise auch eine 1&1 offeriert?

Guschlbauer: Unsere Kunden nutzen solche Angebote hauptsächlich zum Abfedern von Lastspitzen. Dabei bleibt die Core-IT im eigenen Haus. Die Wachstumsraten in diesem Bereich sind in Ordnung, das Volumen im Vergleich zu unseren klassischen Geschäftsfeldern aber noch recht klein.

TecChannel: Bechtle unterhält eine enge Partnerschaft mit IBM. Im Zuge seiner diversen Cloud-Aktivitäten entwickelt sich Big Blue immer mehr zu einem Player, der Kunden auch direkt angeht. Müssen Sie nicht fürchten, dass IBM künftig an Bechtle und anderen Systemhäusern vorbei Cloud-Geschäfte macht?

Guschlbauer: IBM ist nicht unser Hauptpartner, sondern einer von mehreren. Es kann durchaus sein, dass der Konzern in diesem Bereich aktiver wird, wenn es gelingt, den Zugang zu den Kunden zu bekommen. Unsere Erfahrung zeigt jedenfalls, dass wir mit unseren dezentralen Strukturen sehr nah an den mittelständischen Kunden sind und auch entsprechendes Vertrauen genießen.

TecChannel: Auch Microsoft gehört zu Ihren Partnern. Im Cloud-Segment ist etwa Office 365 nun seit zirka drei Jahren auf dem Markt. Wie kommt die Online-Variante des Office-Paktes bei Ihren Kunden an?

Guschlbauer: Das ist sehr unterschiedlich. Im Bereich Outlook wird Office 365 durchaus als Alternative wahrgenommen. Der eine oder andere Kunde nutzt es auch. Unterm Strich ist der Nutzungsgrad aber wohl noch nicht auf dem Niveau, das sich Microsoft vorstellt.

TecChannel: Die meisten Unternehmen aus dem Mittelstand arbeiten noch mit älteren Office-Versionen. Gibt es überhaupt eine Wechselstimmung Richtung Office 365?

Guschlbauer: Office 365 kommt einerseits in Unternehmen zum Einsatz, die generell ein neues Kommunikationssystem einführen und beispielsweise von Lotus Notes weg wollen. Andererseits interessieren sich auch Niederlassungen größerer Unternehmen und natürlich Neugründungen dafür. (wh)