Windows 8, Tablets und Smartphones

Aus CIO-Sicht ist der PC alles andere als passé

IT-Chefs wie Andreas Nolte von der Allianz und Thomas Schott von Rehau begrüßen die Endgerätevielfalt und die Möglichkeiten der Desktop-Virtualisierung. Aber auf ihren PC oder Laptop wollen sie deswegen noch lange nicht verzichten.

Windows 8 ist es egal, auf welchem Gerät es läuft. Mit einem solchen Statement wirft Microsoft Fragen auf. Beispielsweise die nach der Zukunft des PC.

In den 80er Jahren als Client-Revolution in der Informationstechnik gefeiert, ist der stationäre PC - wie auch sein mobiler Bruder, der Laptop - heute für viele ein Auslaufmodell: Anwender, die nicht nur vom Unternehmensschreibtisch aus arbeiten, nutzen lieber leichtere Geräte, mit denen sie unterwegs auf Unternehmensanwendungen zugreifen können. Gleichzeitig werden die voll ausgestatteten Kleinrechner in den Büros im Rahmen der Desktop-Virtualisierung oft durch Thin Clients ersetzt. Hat der PC also seine Schuldigkeit getan?

"Auf absehbare Zeit kann ich mir nicht vorstellen, auf meinen Laptop zu verzichten", sagt Andreas Nolte, CIO der Allianz Deutschland. Selbstverständlich hat der IT-Manager ein Tablet und ein Smartphone zur Verfügung. Aber um Präsentationen zu erstellen, Excel-Kalkulationen anzufertigen oder Access-Operationen auszuführen, braucht er doch ein Gerät mit ausreichender eigener Rechen-Power. Und da sein Notebook nicht mehr als zwei Kilogramm wiegt, nimmt er es auch überall hin mit.

Allianz: Noch keine Akzeptanz für eine reine Online-Lösung

Den Außendienstlern des Versicherungskonzerns geht es offenbar ähnlich: "Für eine reine Online-Lösung gibt es da noch keine Akzeptanz", hat der IT-Verantwortliche herausgefunden. Schon allein deshalb, weil die Netzabdeckung in ländlichen Gebieten teilweise nicht ausreicht. Zwei verschiedene Geräte mitzunehmen will die Allianz den Verkäufern aber auch nicht zumuten. Deshalb bleibt es in diesem Bereich fürs Erste bei der Ausstattung mit möglichst leichten und leistungsfähigen Laptops.

Dr. Andreas Nolte, Allianz: "Auf absehbare Zeit kann ich mir nicht vorstellen, auf meinen Laptop zu verzichten".
Dr. Andreas Nolte, Allianz: "Auf absehbare Zeit kann ich mir nicht vorstellen, auf meinen Laptop zu verzichten".
Foto: Allianz

Im Innendienst, den "Betriebsgebieten", wie Nolte sie nennt, fährt die Allianz eine andere Strategie. Dort hat sie einen Großteil der Anwendungen bereits virtualisiert, und zwar auf der Basis von "V-Blocks", die von Cisco, EMC und VMware gemeinsam vermarktet werden. Jeder dieser etwa neun Meter breiten und zwei Meter hohen Blocks kann etwa 4000 Anwender bedienen.

Vier dieser Blocks werden derzeit bei der Allianz installiert. Bis zum Ende des Jahres sollen 10.000 Innendienstmitarbeiter darauf zugreifen können. Dazu erhalten sie Thin Clients, auf denen lediglich die Client-Software von Citrix läuft: "Die Logik ist dieselbe wie vor 25 Jahren bei den 3270-Terminals", erläutert Nolte: "Das Gerät ist quasi nur das TV-Gerät, die Sendung kommt vom Server."

Mit dem Rollout der von Dell/Wyse stammenden Geräte wurde im Mai dieses Jahres begonnen. "Das läuft ziemlich stabil, abgesehen von den üblichen Anfangsschwierigkeiten", sagt Nolte: "Und was mich darüber hinaus erstaunt hat, ist das verbesserte Anwortzeitverhalten; der Netz-Traffic ist um 30 bis 40 Prozent geringer, weil nur die Deltas der Darstellung hin- und hergeschoben werden." Last, but not least seien die kleinen Boxen mit angeschlossenem Monitor auch noch relativ robust: "Sie haben keine mechanischen Teile, ermöglichen also längere Laufzeiten", erläutert der Allianz-CIO.

Die Hälfte der Innendienstler hat schon Zero Clients

Etwa die Hälfte der Innendienstler erhalten solche Thin Clients, auch "Zero Clients" genannt. Die anderen behalten erst einmal ihre Fat Clients. Derzeit migriert die Allianz ihre PCs in einem großen Projekt auf Windows 7. Inwieweit sich die PC-Nutzer später auch der Thin-Client-Lösung anschließen sollen, ist noch offen.

Führungskräfte bekommen selbstverständlich neben dem Smartphone auch ein iPad, wenn sie das wünschen. Und damit können sie sich dank eines ausgefeilten Sicherheitskonzepts auch von überall her in das Unternehmensnetz einklinken. Dazu benötigen sie ein CitrixPlug-in sowie eine Secure ID und ein RSA Token.

Die Geräte, die sie dafür nutzen, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen Firmeneigentum. Den Trend zu Bring your own Device (ByoD) betrachte Nolte "mit Interesse, aber abwartend". Bevor sich die Allianz dem anschließe, müssten noch einige technische Fragen geklärt werden.