Auf Umwegen zum Echtzeit-Internet

Komplexer Ansatz: die Integrated Services

Das Intserv-Modell wurde von der Arbeitsgruppe "Integrated Services" der Internet Engineering Task Force (IETF) erarbeitet. Details sind im Request for Comment (RFC) 1633 zu finden. Der Ansatz soll das "Best-Effort-Modell" ablösen, das den Anforderungen von Echtzeit-Applikationen nicht gerecht wird. Bei Intserv fragt der Host bei den Routern im Inter- oder Intranet an, ob die Ressourcen für einen Verkehrsfluss vom Sender zum Empfänger vorhanden sind. Ist das der Fall, stellen die Vermittlungssysteme die Verbindung in der gewünschten Qualität her und halten sie solange aufrecht, bis die Übertragung zu Ende ist.

Das Konzept sieht mehrere Klassen von Prioritäten vor. Je nachdem, wie empfindlich Anwendungen auf Schwankungen der Übertragungszeiten reagieren, ordnet Intserv ihnen unterschiedliche QoS-Klassen zu. Der Hintergrund ist, dass Echtzeitapplikationen wie Video- und Audiokonferenzen exakt definierte Verzögerungszeiten benötigen, während andere Anwendungen weniger anfällig sind. Die Integrated Service Group hat drei Kategorien von Applikationen festgelegt:

- "Hard Real-Time Applications"

- "Delay Adaptive Applications"

- "Elastic Applications"

Die erste Gruppe reagiert empfindlich auf Störungen, während die zweite Gruppe leichte Verzögerungen bei der Übermittlung der Daten toleriert. Die dritte Kategorie umfasst reine Datenanwendungen, wie etwa FTP oder E-Mail, die große Zeitverzögerungen verkraften und das Zwischenspeichern von Paketen zulassen.

Auf dieser Grundlage definierte die Intserv-Arbeitsgruppe fünf Dienstklassen, von denen jedoch gegenwärtig nur die beiden ersten eine Rolle spielen: "Controlled Load Service" und "Guaranteed Service". Der Guaranteed Service berücksichtigt alle Serviceparameter und deren Kombinationen. Das heißt, nicht nur der Durchsatz dient als Maßstab für die Dienstgüte, sondern auch die Verzögerungszeit. Außen vor bleiben dagegen Jitter und Latenzzeit.

Der Controlled Load Service (RFC 2211) erlaubt es, einzelnen Anwendungen eine bestimmte Bandbreite zuzuweisen. Alle anderen QoS-Parameter fallen unter den Tisch. Das heißt, dass sich Netzparameter nicht einbeziehen lassen. Eine Dienstgüte à la Controlled Load lässt sich auch oberhalb der Sicherungsschicht implementieren. Das hat den Vorteil, dass die unteren OSI-Ebenen ohne Änderung übernommen werden können.