Auf Nummer Sicher

Zweifelsfrei gehört die Datensicherung im Netzwerk zu den wichtigsten, wenn auch ungeliebten Aufgaben einer DV-Abteilung. Wir haben den Softwarelösungen für Novell-Netware-Umgebungen "Cheyenne Arcserve 6.1", "Seagate Backup Exec 7.5" und "Stac Replica 3.0" im Praxistest auf den Zahn gefühlt.

Von: H. Höhn, T. Schmidt, M. von Harlessem, A. Klahold

Für seine tägliche Arbeit benötigt der Netzwerkverwalter ein einfach zu handhabendes, aber trotzdem flexibles Datensicherungssystem. Dabei zeigt die gewählte Backup-Lösung ihre Schwächen weniger bei den regelmäßigen Sicherungsläufen, sondern bei der Wiederherstellung im Schadensfall. Das Haupteinsatzgebiet von Backup-Systemen ist jedoch nicht - wie man zunächst vermuten sollte - eine komplette Rücksicherung bei defekter Hardware (zerstörte Festplatten oder ähnliches). Viel häufiger handelt es sich um die Korrektur einer Fehlbedienung durch die Anwender. Durch eine "ungewollte Aktion" kann schnell die Arbeit mehrerer Tage zunichte gemacht werden. Glücklich kann sich dann der schätzen, dessen EDV-Abteilung regelmäßig das System gesichert hat.

Sind nicht nur einzelne Arbeitsstationen, sondern ein komplettes Netzwerk mit mehreren Servern und Arbeitsplatzrechnern (unter verschiedenen Betriebssystemen) zu sichern, stellt das spezielle Anforderungen an die Datensicherungssoftware. Entscheidend ist auch die Strategie, mit der die Daten auf den Sicherungsmedien gespeichert werden. Hier ist im voraus zu planen und festzulegen, wie und in welchem Rhythmus die Sicherung erfolgen soll. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema finden Sie in der nächsten Ausgabe.

Im folgenden werden die drei Backup-Systeme "Arcserve 6.1" von Cheyenne, "Backup Exec 7.5" von Seagate Software und "Replica 3.0" von Stac im Detail vorgestellt. Die Testumgebung bestand aus einem PC-Server mit dem Betriebssystem "Intranetware 4.11" von Novell sowie aus Windows-95-PCs als Arbeitsplatzrechner.

Von einem effizienten Backup-System wird erwartet, daß nach seiner Installation und Konfiguration außer dem Medienwechsel keinerlei Eingriff von Benutzerseite mehr erforderlich ist. Die Sicherungsplanung sollte von der Software komfortabel unterstützt werden, da sonst nur zu leicht der Überblick verlorengeht. Neben der Sicherung der Server-Daten muß es mit einem Backup-System auch möglich sein, die Daten der Arbeitsplatzrechner zu sichern. Dabei sind Probleme wie geöffnete Dateien oder ausgeschaltete Rechner von der Software abzufangen.

Arcserve

Mit mehr als sechzig Prozent Marktanteil in Europa ist Arcserve von Cheyenne das mit Abstand meist verkaufte Datensicherungssystem. Nach problemloser Installation belegte die Software gut 12 MByte Platz für den Server und etwa noch einmal so viel für den Windows-95-Client. Auf dem Client selbst werden für den Sicherungsagenten noch mal zwei MByte freier Platz benötigt. Auf Wunsch läßt sich auch das Antivirenprogramm "InocuLAN" mit installieren, das automatisch alle Dateien auf Viren überprüft.

Arcserve läßt sich sowohl vom Arbeitsplatz als auch direkt von der Server-Konsole bedienen. Auf der Workstation ist der sogenannte Manager die zentrale Schaltstelle. Hier lassen sich alle Aktionen steuern.

Das Programm bietet ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept für die Benutzerverwaltung. Es stellt ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, das zum Erstellen von Benutzerprofilen dient. Hier lassen sich für beinahe alle Aktionen, die mit dem Manager ausführbar sind, auf Benutzer- und Gruppenebene entsprechende Rechte vergeben. Für alle Aktionen, die der Server ausführen soll, bekommt er vom Client sogenannte "Jobs" gesendet. Diese werden im entsprechenden Fenster des Job-Managers definiert. Abgeschickte Jobs bearbeitet der Server im Hintergrund. Auf dem Client lassen sich sofort weitere Aktionen planen und starten. Die Ausführung der Jobs kann dann im "Job-Warteschlangenmanager" beobachtet werden.

Zum Planen von Sicherungs- und Rücksicherungsaufträgen steht eine dem Windows-95-Explorer ähnliche Oberfläche zur Verfügung. Hier lassen sich komfortabel Server- und Client-Verzeichnisse für den jeweiligen Auftrag selektieren. Neben Standardoptionen wie "Verify" oder "Voll/Inkremental-Backup" stehen dem Anwender auch einige außergewöhnliche Optionen zur Verfügung. Probleme mit geöffneten und dadurch gesperrten Dateien begegnet Arcserve mit einem zweiten Sicherungslauf, der nach einer beliebig wählbaren Zeit gestartet wird. Leider meldet das Programm bei einer normalen Sicherung nicht, daß es auf eine Datei nicht zugreifen kann. Nach der Ausführung des Sicherungsjobs bekommt der Anwender eine erfolgreiche Aktion gemeldet. Lediglich aus dem Logfile kann man ersehen, ob es geöffnete Dateien gab, die nicht gesichert werden konnten. Unverständlich ist, warum Arcserve alle Dateien im Sicherungsfenster nur im DOS-Format (Acht-plus-drei-Zeichen) darstellt. Laut Auskunft der Hotline ist dieses Verhalten "völlig normal".

Leider wirkt sich dies auf den zwar seltenen, aber dennoch nicht unwahrscheinlichen Fall aus, daß man ein Verzeichnis, das selbst einen langen Dateinamen trägt (zum Beispiel "OrdnerMitLangemNamen"), sichern will. Selektiert man dieses Verzeichnis explizit zur Sicherung, so wird bei einem Restore (vorausgesetzt, der Ordner existiert nicht mehr) nur der Name im "8.3-Format" zurückgelesen. Alle darin enthaltenen Dateien und Unterverzeichnisse verarbeitet die Software dagegen korrekt, also auch mit langen Namen. Bis zum Redaktionsschluß konnte uns Cheyenne bei diesem Problem nicht weiterhelfen. Da die Tests in einer Standardumgebung stattfanden, in der keine Fremdprogramme installiert und alle aktuellen Patches eingespielt waren, ist davon auszugehen, daß dieses Problem auch in anderen Installationen auftritt.

Um Änderungen an einer gerade in Sicherung befindlichen Datei zu verhindern, ist es möglich zu bestimmen, wie die Dateien, auf die Arcserve zugreift, während der Sicherung behandelt werden sollen. Mit Hilfe von selbstdefinierten Filtern kann man bestimmte Dateien und Verzeichnisse in den Sicherungs- oder Rücksicherungsjob aufnehmen beziehungsweise von diesem ausschließen. Im einzelnen lassen sich Datei-, Verzeichnis-, Datums- und Attributfilter verwenden. So ist es beispielsweise möglich, alle exe- oder Systemdateien von der Sicherung auszuschließen.