Vorräte gehen zügig zur Neige

Asien und Europa gehen 2011 die IPv4-Adressen aus

Ab dem zweiten Halbjahr 2011 sind alle IPv4-Adressen vergeben, wie die Geschäftsführer der für die Adressvergabe zuständigen Regional Internet Registries (RIRs) für den asiatisch-pazifischen und den europäischen Raum übereinstimmend vermelden.

Der Meldung nach gehen die alten Adressen somit schneller zuneige, als zu Jahresbeginn erwartet. Damals noch ging der Chairmen der Number Resource Organization (NRO), Koordinierungsstelle der fünf RIRs, davon aus, dass IPv4-Adressen noch mindestens bis 2012 in ausreichender Menge vorrätig sein würden. Dieser Umstand unterstreicht noch einmal deutlich, wie dringend die noch etwas schleppend laufende Umsetzung der neuen Standards IPv6 ist.

Nach konservativen Schätzungen werden der APNIC, der Adressvergabestelle des asiatisch-pazifischen Raumes, die Adressen bis Ende 2011 ausgehen. Mit dem nahenden kritischen Datum werden solche Schätzungen immer unsicherer. "Das liegt daran, dass wir nun mit relativ kleinen Zahlen arbeiten. Das ist wie bei einem Pub, das nur noch 100 Flaschen Bier vorrätig hat", erklärt Pawlik, Chef der europäischen RIR RIPE NCC. Denn im Normalbetrieb mag das eine Zeit reichen. "Wenn der Stadtsäufer kommt, ist der Vorrat aber schnell weg", meint der NRO-Chairman.

Damit es bei IPv4-Adressen nicht all zu leicht zu bösen Überraschungen kommt, hat beispielsweise RIPE NCC inzwischen die Vergaberegeln angepasst. Großkunden wie ISPs und Telekom-Unternehmen müssen somit öfter Adressen anfragen und bekommen dabei kleinere Blöcke zugewiesen. "Wir sehen aber keine Anzeichen für ein Horten von Adressen", betont der RIPE-Geschäftsführer. Hinter allen eingehenden Anfragen von Unternehmen stehe ein klar erkennbarer, realer Bedarf.

Experten predigen schon seit Jahren, dass Unternehmen auf den Nachfolgestandard IPv6 umsteigen müssen, um Probleme zu vermeiden. "Wir sehen immer mehr Rollouts, was ein gutes Zeichen ist", sagt der Pawlik. Allerdings ist es noch eine Minderheit unter den ISPs und anderen Großunternehmen, die IPv6 wirklich umgesetzt hat. Dabei ist es im Zweifelsfall nur wichtig, nach außen via IPv6 sichtbar zu sein, während die interne Infrastruktur noch mit dem alten Standard arbeiten kann. "Manche werden das aber verschlafen. Das wird sich wohl stärker bemerkbar machen als einst Y2K", so der NRO-Chairman. Wirkliche Sorgen macht er sich aber nicht. "Das Internet wird weiter laufen."

Wie wenige IPv4-Adressen verbleiben, zeigt jedenfalls das japanische INTEC Systems Institute mit einem Online-Counter. Nach dieser Schätzung sind heute nur noch rund 90 Mio. Adressen frei. Der Zähler liefert zudem eine Prognose, wann die den RIRs übergeordnete Internet Assigned Numbers Authority (IANA) den regionalen Vergabestellen die letzten fünf freien Adressblöcke vergeben wird. Dazu dürfte es demnach schon im Februar 2011 kommen. (pte/fho)