Asien entwickelt Open-Source Anti-Windows

Die Regierungen von Japan, Südkorea und China wollen gemeinsam eine Open-Source-Alternative zum Microsoft-Betriebssystem Windows entwickeln, um sich vom Monopol des amerikanischen Softwarekonzerns abzukoppeln.

Dies berichten übereinstimmend die japanischen Wirtschaftstitel "Nihon Keizai Shimbun" und "Asahi Shimbun". Der japanische Wirtschaftsminister Takeo Hiranuma werde morgen entsprechende Pläne auf einem regionalen Treffen mit Kollegen in Phnom Penh erläutern, berichtet die ComputerWoche.

Ein konkreter Entwicklungsplan soll dann Mitte September festgelegt werden, wenn Spitzenbeamte aus den Wirtschaftsministerien der drei Länder erneut zusammentreffen. Technische Grundlage für die Entwicklung des vereinten asiatischen Anti-Windows dürfte das Open-Source-Betriebssystem Linux sein. In das Projekt sind dem Vernehmen nach mehrere Universitäten sowie auf Seiten der Wirtschaft Konzerne wie Fujitsu, NTT Data, Hitachi, NEC und Matshushita involviert. Neben dem Betriebssystem sollen offenbar auch gängige Anwendungen wie Textverarbeitung und Tabellenkalkukation entwickelt werden.

"Alle drei Länder denken, dass die Dominierung eines Marktes durch ein einziges Unternehmen keine gute Sache ist", wird ein Sprecher des japanischen Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie zitiert. "Wir brauchten einen Ort, um Informationen auszutauschen, um die Verbesserung quelloffener Software voranzutreiben." Weiteren Anschub hätten die jüngsten Viren- und Wurmepidemien geliefert, die die Abhängigkeit von Microsoft-Produkten in fataler Weise verdeutlicht hätten. In den späten 80er Jahren hatte Japan ein breit angelegtes quelloffenes Software-Entwicklungsprogramm auf Druck der USA eingestellt, die eine "Handelsbarriere" für Microsofts proprietäres Business befürchtet und mit Konsequenzen gedroht hatten.

Benjamin Wedmore, Softwareanalyst bei HSBC Securities in Tokio, vermutet unterdessen, dass die drei Länder mit sehr unterschiedlichen Erwartungen an die Zusammenarbeit herangehen und daraus mögliche Interessenkonflikte resultieren könnten. Für Japan könnte aus seiner Sicht Open-Source-Software als Vehikel dienen, seinen Hightech-Firmen wieder prominentere Positionen in globalen Märkten zu verschaffen. China würde eher darauf spekulieren, Hardware ohne teure Software zu verkaufen. Südkoreanische Firmen wie Samsung Electronics schließlich könnten eigene Systeme zum Betrieb zukünftiger mobiler Geräte entwickeln und damit deren Preise aufrechterhalten oder sogar noch erhöhen, erklärte Wedmore gegenüber dem "Wall Street Journal". (ComputerWoche/ala)