Arbeitsbedingungen in IT-Firmen wie im 19. Jahrhundert

Die Arbeitsbedingungen in High-Tech-Firmen der USA sind das moderne Äquivalent zu den Fabriken des 19. Jahrhunderts. Die Angestellten arbeiten isoliert, sind stets von Arbeitslosigkeit bedroht und haben überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten.

Das kam bei einer Untersuchung von Sean O'Riain, Soziologieprofessor an der Universität von Kalifornien (Berkeley), heraus. Frauen seien demnach nicht wegen fehlender Fertigkeiten in der IT-Branche unterrepräsentiert. Dies liege vielmehr an einer verbreiteten individualistischen Macho-Kultur unter Programmierern und Administratoren.

Das idealisierte Bild des Programmiererberufes vereint gute Bezahlung, Flexibilität und Eigeninitiative bei der Zusammenarbeit mit Kollegen auf der ganzen Welt über das Internet. In Wirklichkeit sind Entwickler jedoch gestresste Individuen, denen die sonst in der Arbeitswelt üblichen sozialen Bindungen unter der Belegschaft fast völlig fehlen, so O'Riain. Die Arbeitsplätze, oft kleine Bürozellen mit Kunstlicht, sind alles andere als gesundheitsfördernd.

Die Vorstellung einer familiären Atmosphäre in den IT-Firmen ist falsch. Die High-Tech-Arbeitskraft ist für das Unternehmen eine Ware, die nach eng bemessenen Leistungskriterien ausgewählt wird und jederzeit ge- und verkauft werden kann. Mehr als in jeder anderen Branche müssen die Beschäftigten selbst für ihre ständige Weiterbildung sorgen, um nicht den Anschluss an die Entwicklung und damit ihren Job zu verlieren. Einzige Hilfe kommt dabei von der Tech-Community, in der Programmierer zwangsläufig zusammenfanden, um sich bei der Lösung ihrer fachlichen Probleme zu unterstützen. (ComputerPartner/ssp)