Informatiker 2015

Arbeiten wie ein Beamter, verdienen wie ein Manager

Deutsche Junginformatiker möchten nach wie vor am liebsten bei Google arbeiten. Auf den Plätzen folgen SAP, BMW und Audi. Wie eine Umfrage unter 6600 IT-Studenten außerdem zeigte, werden ein üppiges Gehalt, attraktive Aufgaben und eine intakte Unternehmenskultur erwartet.

Selbstbewusst, anspruchsvoll und gelassen blicken angehende Informatiker ihrem Berufseinstieg entgegen. Ihr Traumarbeitgeber ist wie in den Vorjahren Google. Die Kalifornier bauten mit knapp 28 Prozent der Nennungen ihren Vorsprung auf die zweitplatzierte SAP AG weiter aus: Das Walldorfer Softwarehaus nannten 9,8 Prozent der Befragten als ihre erste Wahl. Dichtauf folgen mit 8,8 Prozent die BMW Group, der Ingolstädter Autobauer Audi landete nur knapp dahinter.

Interessant wird es bei den Aufsteigern. ZF Friedrichshafen erzielte seine beste Platzierung als IT-Arbeitgeber. Unter Maschinenbauingenieuren zählt das Traditionsunternehmen vom Bodensee schon länger zu den begehrten Adressen. Inzwischen zieht es auch Informatiker dorthin. Mit Kuka aus Augsburg konnte sich ein weiterer Maschinenbauer verbessern, von Platz 78 auf 53. Mit seinen Industrierobotern verknüpfen viele das Thema Industrie 4.0, und der Konzern bringt sich als IT-Arbeitgeber bei den Absolventen immer besser ins Gespräch. Samsung schaffte es als Neueinsteiger gleich auf Platz 20.

Überbewertete Bewertungsportale

Doch all diese Aufstiege reichen nicht, um Platzhirsch Google vom Podest zu schubsen. Der kometenhafte Aufstieg begann 2007 mit dem zweiten Platz, ein Jahr später schaffte es Google auf den ersten Platz und baut seither seine Spitzenposition kontinuierlich aus. Für Arbeitgeber lohnt sich ein Blick in das Zahlenwerk der Meinungsforscher, denn Trendence fragte nach, worauf Absolventen bei der Jobwahl achten. Und da schlägt die Stunde von Arbeitgebern, die mit den Themen Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen punkten.

Attraktive Arbeitsaufgaben, Wertschätzung der Mitarbeiter, guter Führungsstil sowie persönliche Entwicklung zählen zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Absolventen. "Zwei Drittel würden einen Job ausschlagen, wenn die Unternehmenskultur des Arbeitgebers nicht zu ihnen passt", erläutert Jörn Klick von Trendence in Berlin. Immerhin würden genauso viele Interessenten Abstriche beim Gehalt hinnehmen, wenn die Aufgaben herausfordernd sind und die Unternehmenskultur zu ­ihnen passt.

Jörn Klick von Trendence weiß, was sich die Absolventen wünschen: "Zwei Drittel würden einen Job ausschlagen, wenn die Unternehmenskultur des Arbeitgebers nicht zu ihnen passt"
Jörn Klick von Trendence weiß, was sich die Absolventen wünschen: "Zwei Drittel würden einen Job ausschlagen, wenn die Unternehmenskultur des Arbeitgebers nicht zu ihnen passt"
Foto: Trendence

Dem für Außenstehende schwer einschätzbaren Konstrukt "Unternehmenskultur" messen angehende Informatiker einen hohen Stellenwert bei. Doch wie beurteilen sie, ob ihnen die Arbeitsatmosphäre gefällt und der persönliche Umgang mit den Mitarbeitern respektvoll ist? "Viele sammeln Erfahrungen über Praktika, sprechen mit Mitarbeitern auf Messen und erkundigen sich bei Freunden und Familienangehörigen", erklärt Klick. Auch die Website des Unternehmens, Karriereportale und Social-­Media-Kanäle offerieren Einblicke, besonders glaubwürdig bleiben aber die eigenen Erfahrungen und die Informationen aus dem persönlichen Umfeld. Den Einfluss von Bewertungsplattformen schätzt Klick dagegen als zu vernachlässigende Größe ein.

Nach wie vor verlassen zu wenige Informatiker die Hochschulen, Unternehmen klagen, dass sie hohe Gehälter zahlen müssen, um überhaupt Nachwuchskräfte zu finden. Natürlich kennen die Absolventen dieses Missverhältnis. Viele finden ohne große Anstrengung einen Job, Gehaltsunterschiede zwischen Bachelor- und Master-Absolventen gibt es kaum. Auch die Studie unterscheidet nicht zwischen den Studienabschlüssen.

Angehende Informatiker erwarten ein Einstiegsgehalt von 46.200 Euro.
Angehende Informatiker erwarten ein Einstiegsgehalt von 46.200 Euro.
Foto: racorn - shutterstock.com

Berufsanfänger gehen davon aus, dass sie bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 41 Stunden 46.200 Euro im Jahr verdienen. Die sogenannten High Potentials, die zu den besten 25 Prozent eines Jahrgangs zählen, ein Auslandsstudium oder Auslandspraktika mitbringen sowie Berufserfahrung im Inland gesammelt haben und sich darüber hinaus sozial engagieren, zeigen sich ehrgeiziger. Sie wären bereit, eine 43-Stunden-Woche auf sich zu nehmen, erwarten allerdings 51.000 Euro am Jahresende.