FIT-Initiative bei Microsoft

App-Entwickler selber ausbilden statt Suchen

Ab Mitte dieses Jahres will Microsoft erstmals App-Entwickler ausbilden. Das ist ein neuer Schwerpunkt der hauseigenen Fachkräfteinitiative für IT (FIT). Hintergrund ist der anhaltende Spezialisten-Mangel. Der BITKOM spricht aktuell von 41.000 offenen Stellen für IT-Fachkräfte.

Wenn die Fachkräfte fehlen, muss man sie eben selbst qualifizieren. Das ist der Grundgedanke hinter Microsofts Fachkräfteinitiative für IT (FIT). Vor rund drei Jahren ging FIT an den Start, im Mittelpunkt stand zunächst das Ausbilden von Sales-Spezialisten für IT-Lösungen sowie IT-Consultants. Dabei rücken ab April folgende Consulting-Themen in den Fokus: Microsoft Sharepoint, Business Intelligence, Hybride Szenarien/Cloud, Microsoft Dynamics CRM und der Cloud Lösungsvertrieb. Ab Jahresmitte will Microsoft nun erstmals auch App Entwickler ausbilden, genauer geht es um HTML5/C# für Apps und Web Applications. Das Programm umfasst 70 Trainingstage und endet mit einem Zertifikat.

Nach den Worten von Stefanie Leimeister, die die Initiative leitet, kam der Ausschlag dazu von den Partnern. Rund 33.000 Unternehmen aus dem Microsoft-Netzwerk brauchen gut qualifizierte Nachwuchskräfte und verlangten Unterstützung vom Hersteller. Aktuell sind 60 Trainees in der Ausbildung. Mehr als 80 junge Mitarbeiter haben das Programm bereits durchlaufen.

Eine davon ist Annekatrin Raabe von der Firma Prodware Deutschland. Die junge Frau schätzt an dem Programm "die Möglichkeit, meinen betriebswirtschaftlichen Background aufgrund meines Studiums und meine IT-Affinität ideal miteinander zu kombinieren." Raabe berichtet: "Innerhalb von zwölf Monaten vermitteln renommierte Trainer aus der Praxis fachlich anspruchsvolle Themen ebenso wie sogenannte Softskills, beispielsweise durch anspruchsvolle Kommunikationstrainings."

Nach wie vor werden IT-Spezialisten in Deutschland gesucht. Ende 2014 sprach der Branchenverband BITKOM in einer Studie von 41.000 offenen Stellen. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Zwar sei der Bedarf bei IT- und Telekommunikationsunternehmen besonders groß, so der Verband, doch IT-Experten würden "quer durch alle Wirtschaftszweige" gesucht. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 1.500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen von Unternehmen aller Branchen.

Geht es nach BITKOM-Präsident Dieter Kempf, sollten schon die Schulen Informatik in der Sekundarstufe 1 als Pflichtfach einführen. Eine Forderung, der sich laut einer Umfrage im Auftrag des Verbands 85 Prozent der Eltern und immerhin auch 73 Prozent der Lehrer anschließen. Kempf verspricht sich davon, die "Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten und dabei auch frühzeitig ihr Interesse für Informatikberufe zu wecken".

Nicht nur Einsteiger, gerne auch Umsteiger

Microsoft will sich mit seiner FIT-Initiative aber nicht nur an Studenten und Berufseinsteiger wenden, sondern auch an Umsteiger und Professionals. FIT basiert auf drei Säulen: erstens der MS Academy als Kooperationspartner für Universitäten und Fachhochschulen, zweitens dem Job-Stipendium/der Job-Akademie in Zusammenarbeit mit Unternehmen und drittens der Karriere-Plattform MS Ambition.

FIT-Leiterin Leimeister will die Initiative nicht als starres Konzept verstanden wissen. Sie baue das Programm dynamisch auf, um die Entwicklungen des Marktes einzubeziehen. Leimeister sagt: "Bei der Weiterentwicklung des FIT-Programms sind die Partner unsere wichtigste Feedbackquelle: Aufgrund unseres indirekten Vertriebsmodells bei Microsoft sind unsere Partner sehr nah am Kunden dran und verstehen, was am Markt nachgefragt wird."

Inwieweit neben solchem privatwirtschaftlichem Engagement künftig die Bildungspolitik mit verpflichtendem Informatik-Unterricht konkret zum Abbau des Fachkräftemangels beitragen kann, wird sich zeigen. Das Bundesbildungsministerium jedenfalls wird bis 2020 sein Programm Jobstarter plus fortschreiben. Dieses leitet sich unter anderem aus dem Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland ab, den die damalige Bundesregierung schon 2004 mit Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft geschlossen und seitdem zweimal verlängert hat. Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses gilt als eines der zentralen Programmziele.