AOL sucht Schleichweg zu Windows XP

Microsoft und AOL haben sich wegen der Platzierung des AOL-Icons auf dem Windows-Desktop zerstritten und die Zusammenarbeit beendet. Über die gelockerten OEM-Lizenzbestimmungen glaubt AOL jetzt doch noch einen Weg auf den Desktop gefunden zu haben, berichtet die "Washington Post".

Dass AOL auch in Windows XP mit einem Icon auf dem Desktop vertreten sein könnte, wird durch die neuen Lizenzbestimmungen für PC-Hersteller durchaus möglich. Microsoft hat Anfang Juli verkündet, dass es OEMs gestattet sei, eigene Icons auf dem Desktop und im Startmenü zu platzieren. Wie die "Washington Post" berichtet, will AOL davon Gebrauch machen und die Hersteller dafür bezahlen. 35 US-Dollar für jeden neu geworbenen AOL-Kunden sind der Zeitung zufolge im Gespräch. Dafür sollen die Hersteller Pop-up-Fenster und sonstige Werbebotschaften integrieren.

Bislang war der Windows-Desktop für die Hersteller mehr oder minder hermetisch abgeriegelt und wurde von Microsoft dazu genutzt, eigene Programme - wie den Internet Explorer - in den Vordergrund zu spielen. Drittanbieter wie der langjährige Partner AOL dürften gepfefferte Eintrittspreise für den Desktop bezahlt haben. Im Juni hatten AOL und Microsoft die Verhandlungen über eine Präsenz von AOL auf dem Desktop von Windows XP als gescheitert erklärt, wir berichteten.

Durch das Urteil im Kartellprozess und wohl auch im Hinblick auf eine mögliche außergerichtliche Einigung hat Microsoft die OEM-Lizenzbestimmungen gelockert. Der Internet Explorer darf jetzt von OEMs aus dem Startmenü entfernt werden. Außerdem ist der Microsoft-Browser im Menü "Software Hinzufügen/Entfernen" vertreten und kann so optional gelöscht werden.

Die Frage ist nur, ob die OEMs daran überhaupt Interesse haben. Immerhin ist der Internet Explorer Marktführer bei den Browsern. Der eine oder andere Kunde könnte es als Manko empfinden, wenn die gewohnten Routinen für den IE fehlen. (uba)