AOL/Netscape spioniert Downloads aus

Die Funktion "SmartDownload" im Netscape-Brower protokolliert sämtliche Downloads mit und schickt die Daten an AOL. Dabei werden unter anderem der Dateiname und die E-Mail-Adresse des Benutzers übertragen, wie tecChannel.de jetzt nachweisen konnte.

Bitte beachten Sie zu diesem Thema auch unseren ausführlichen Report. Wie sich herausgestellt hat, werden auch Suchanfragen mitsamt der Suchbegriffe von Netscape protokolliert.

Seit der Version 4.7x verfügt der Netscape-Browser über die Funktion "SmartDownload". Sie startet automatisch jedes Mal, wenn der Benutzer eine Datei aus dem Web herunterlädt. Dabei öffnet sich ein neues Fenster, in dem der Download stattfindet. Zusätzlich wird noch eine Anzeige eingeblendet.

Der Vorteil von SmartDownload ist, dass Dateien auch nach einem Abbruch der Verbindung nicht komplett neu übertragen werden müssen. Die Routine setzt den Download an der letzten gültig übertragenen Stelle fort.

Hinter den Kulissen werden dabei aber eine Reihe von Daten an einen Server von Netscape übertragen - ohne dass der Benutzer darüber informiert werden würde.

In der Redaktion von tecChannel.de wurde ein solcher "SmartDownload" mit dem Analysetool "Sniffer" von Network Associates überwacht. Sniffer kann die einzelnen Datenpakete einer Internetverbindung auf der lokalen Festplatte ablegen und so genau protokollieren, welche Daten übertragen werden.

Kurz nachdem der Download startet, schickt SmartDownload ein Paket an den Server "cgi.netscape.com". Darin sind der Server, von dem Datei geladen wird, und der Dateiname enthalten. Die IP-Adresse des Benutzers wird ebenfalls übertragen. Wenn der Anwender sich bei der Netscape-Seite "Netcenter" angemeldet hat, wird auch seine E-Mail-Adresse übertragen. Viele Netscape-User sind bei Netcenter registriert, da sich so neue Versionen der Netscape-Software besonders einfach installieren lassen. Daneben werden auch der Name des Rechners im lokalen Netzwerk und das verwendete Betriebssystem an AOL/Netscape übermittelt. Wie unsere Tests zeigen, schützt auch die Verwendung eines Anonymisierungsdienstes nicht vor der Schnüffelei von Netscape.

Die Zuordnung eines Downloads zu einer Mail-Adresse findet nach bisherigem Stand nur statt, wenn der Anwender Mitglied bei Netcenter ist. In jedem Fall schickt "SmartDownload" aber den Dateinamen, die IP-Adresse und den Server von dem die Datei bezogen wurde, an Netscape. Damit lassen sich einzelne Downloads einem Benutzer in der Regel eindeutig zuordnen.

In den USA hat ein Anwender am Freitag vor einer Woche beim Bezirksgericht für den südlichen Distrikt von New York bereits Klage wegen der Nebeneffekte von "SmartDownload" eingereicht.

Eine Stellungnahme von Netscape zum "SmartDownload" steht noch aus, da das Unternehmen keinerlei deutsche Vertretung mehr unterhält. (jlu/nie)