AOL-Netscape: Kartellklage gegen Microsoft

Microsoft steht eine neue juristische Auseinandersetzung ins Haus. Die zu AOL Time Warner gehörende Firma Netscape hat bei einem Bundesgericht in Columbia eine Kartellklage gegen den Konzern eingereicht. Der Grund: "Wettbewerbswidriges Verhalten" Microsofts beim Vertrieb des Webbrowsers Internet Explorer.

Netscape wirft Microsoft in seiner Klageschrift vor, Windows widerrechtlich mit dem Internet Explorer verknüpft und damit versucht zu haben, den Netscape-Browser aus dem Markt zu drängen. AOL, das die Browser-Schmiede 1999 übernommen hatte, fordert nun einen Stopp dieser Vertriebspraxis sowie Schadenersatz in noch unbekannter Höhe. Geht es nach AOL-Netscape, soll Microsoft künftig seine Windows-Betriebssysteme ohne Browser an die OEMs ausliefern, damit diese frei entscheiden können, welchen Browser sie vorinstallieren.

Das Unternehmen stützt sich in seiner Klage auf die Urteile im Kartellrechtsprozess der US-Regierung gegen Microsoft, in denen dem Konzern vorgeworfen wird, sein Monopol bei den Betriebssystemen missbraucht zu haben, um den IE gegen den Netscape-Browser durchzusetzen. Die jetzige Klage sei eine "logische Fortführung" der Gerichtsentscheidungen, sagte ein AOL-Anwalt.

Wie berichtet, hatten das US-Justizministerium und mehrere Bundesstaaten im MS-Prozess einem Vergleich zur Beilegung des MS-Prozesses zugestimmt. Neun Bundesstaaten (Kalifornien, Connecticut, Florida, Kansas, Iowa, Massachusetts, Minnesota, Utah und West Virginia) jedoch akzeptierten diese Einigung nicht. Sie bestehen auf schärferen Auflagen, um Microsoft zu einem fairen Wettbewerb zu zwingen. AOL springt nun auf diesen Zug auf und setzt dadurch den Gates-Konzern weiter unter Druck.

Hintergründe und Fakten zum zehn Jahre andauernden Prozess finden Sie im Report Microsoft: Das Urteil und das Ende? und Zweite Chance: Berufung im Fall Microsoft beendet. Einen Vergleich des Internet Explorers mit dem Netscape-Browser lesen Sie hier. (jma)