AOL entlässt Netscape-Entwickler

America Online (AOL) hat rund 50 Entwickler entlassen, die bislang bei der Firmentochter Netscape an der Browser-Entwicklung arbeiteten. Einige der Betroffenen dürften allerdings Jobs bei der neu gegründeten Mozilla Foundation finden.

Diese nicht kommerzielle Organisation wurde ins Leben gerufen, um Browser und E-Mail-Client der Open-Source-Initiative Mozilla.org benutzerfreundlicher zu machen und zu supporten, berichtet die Computerwoche. Finanziert wird die Stiftung mit zwei Millionen US-Dollar von AOL sowie 300.000 US-Dollar aus der Privatschatulle von Lotus-Gründer Mitch Kapor.

Bei Netscape arbeiteten vor den Entlassungen mehr als 500 Mitarbeiter. Spätestens seit AOL mit Microsoft eine weit reichende Vereinbarung getroffen hat, in den kommenden Jahren für seinen Online-Dienst standardmäßig den Internet Explorer des Redmonder Konzerns zu verwenden, ist Netscapes Zukunft jedoch zunehmend in Frage gestellt. Webseiten wie Mozillazine sprachen bereits von Massenentlassungen und dem Ende von Netscape. Postings von betroffenen Mitarbeitern sind bei ex-mozilla.org zu finden.

Unklar ist auch, wie es um die Zukunft von Mozilla bestellt ist. Zwar haben dessen weltweit verstreute Entwickler mit "Gecko" eine anerkannt gute Rendering-Engine geschaffen, aber die Performance des Client leidet seit geraumer Zeit unter der plattformübergreifenden Entwicklung. Für kommende Releases sieht eine neue Roadmap deswegen vor, dass schlanke und schnelle separate Browser und Mail-Clients entwickelt werden sollen, die sich an aktuellen Webstandards orientieren. Ohnehin sind Mozilla und das darauf basierende Netscape inzwischen auf geringe Marktanteile abgerutscht, die überwiegende Mehrheit surft mit Microsofts Browser durchs Netz. Allerdings hat die Gates-Firma angekündigt, ihren Browser nicht mehr als Stand-alone-Version, sondern nur mehr im Rahmen neuer Betriebssystemversionen weiterzuentwickeln. Das könnte alternativen Browsern neuen Zulauf bescheren. (Computerwoche/uba)