Antennenstreit gefährdet Netzausbau

Klares Bekenntnis der Staatsregierung gefordert

Bei den betroffenen Unternehmen sorgt der Spagat zwischen programmatischer Bürgernähe und Industriefreundlichkeit "für einige Irritationen", sagt Susanne Satzer-Spree, Sprecherin der Mannesmann-Niederlassung Süd. Bereits im April hatten alle vier Betreiber die Staatsregierung angeschrieben und ihr "Erstaunen darüber bekundet, dass sich verschiedenste CSU-Kader vor Ort ganz anders äußern, als die politische Spitze das bislang getan hat". Die Antwort der Staatskanzlei fiel ernüchternd aus. "Die Betreiber sollten ihre Aufklärungsarbeit verstärken", hieß es lapidar. Damit geben sich die Abgewatschten nicht zufrieden: "Was wir vermissen, ist ein klares Bekenntnis der Staatsregierung zum Ausbau der GSM- und UMTS-Infrastruktur", klagt Satzer-Spree.

Angesichts der drohenden Eskalation bemühen sich die lizenzierten UMTS-Betreiber T-Mobil, Mannesmann Mobilfunk, Viag Interkom, E-Plus, Group 3G und Mobilcom um Schadensbegrenzung. Bereits im Vorfeld der rechtlichen Klärung einigten sie sich mit dem Deutschen Städtetag auf eine verbesserte Informationspolitik. Künftig sollen Gemeinden in die Standortsuche eingebunden werden.

Trotz aller Konsensbestrebungen der Netzanbieter sieht es so aus, als sei die Absenkung der Grenzwerte zumindest in Bayern nur noch eine Frage der Zeit. So dürfen beispielsweise in München Mobilfunksender nur noch dann auf städtischen Gebäuden errichtet werden, wenn sie den weitaus härteren Grenzwerten, wie sie in der Schweiz gelten, entsprechen. "Damit gefährdet die Stadt ihren Ruf als boomendes Hightech-Zentrum", meint Dieter Vogelhuber, Technischer Direktor der D2-Niederlassung Süd.

"Der Münchner Vorstoß erschwert den UMTS-Ausbau im Stadtgebiet", glaubt auch Viag-Interkom-Sprecher Roland Kuntze. Aber nicht nur das. Durch die politisch gestützte Mastenphobie könnte letztlich ganz Bayern ins Hintertreffen geraten. "Am schnellsten bauen wir dort aus, wo wir die besten Bedingungen haben."

In Brandenburg etwa, wo sich Ministerpräsident Manfred Stolpe nicht nur verbal, sondern tatkräftig für UMTS stark macht. "Das Land unterstützt den Aufbau von Mastneubauten, und ermöglicht es auch, öffentliche Liegenschaften als Mobilfunkstandorte zu nutzen", berichtet Jürgen Hegemann, Direktor Regionalbetrieb Ost von Viag Interkom.

"Wir erwarten ein klares Ja zu UMTS", verlangt Susanne Westphal (siehe Interview), Sprecherin der Group 3G. "Ansonsten könnte sich der Ausbau zumindest punktuell massiv verzögern." Sollte dabei beispielsweise in Norddeutschland ein Kostenfaktor von 100 gegen einen Kostenfaktor von 10 000 in einigen bayerischen Städten stehen, "können Sie sich selbst ausrechnen, wohin die Netzbetreiber zuerst mit der Zukunftstechnologie UMTS gehen werden." (hr)