Angst vor Linux: MS will Kunden ausforschen

Microsoft fürchtet die Bedrohung durch Linux mittlerweile offenbar so sehr, dass es seine Mitarbeiter anweist, die Hard- und Software-Ausstattung von Kunden auszuforschen, um eine Infiltration von Linux zu unterbinden. Dies geht aus einem internen Microsoft-Memo hervor, das dem britischen Newsdienst "The Register" zugespielt wurde.

"Linux ist langfristig gesehen die Bedrohung für unser Kerngeschäft. Vergesst das niemals!", eicht Brian Valentine (Senior Vice President, Windows Division) in dem Papier die Mitarbeiter der Sales, Marketing & Service Group weltweit. "Wenn Ihr bei Euren Kunden Linux und/oder IBM seht, dann nehmt sie in die Mangel. Lasst Linux keinen einzigen Erfolg."

Um möglichst jedes Eindringen von Linux zu verhindern, sollen die Microsoft-Mitarbeiter die Kunden sogar ausforschen. "Falls ihr das bei euren Kunden noch nicht getan habt (sic!, d. Red.), geht dort durch die Rechenzentren und nehmt ein Inventar aller Rechner von Sun, IBM usw. auf.", weist Valentine die Microsofties an. "Fragt, was da läuft. Lernt, wofür sie die Maschinen einsetzen, macht eine Liste - und tätowiert euch die notfalls auf den Arsch." Anschließend seien die Kunden aggressiv zu beackern: "Macht sie nieder - eine Maschine, eine Applikation, eine Abteilung nach der anderen."

Der Auslöser für Valentines Amokschreiben scheint zu sein, dass immer mehr Microsoft-Kunden ihre Unix/RISC -Lösungen statt durch Windows 2000 durch Linux ersetzen. "Ich fordere euch auf, sicherzustellen, dass zwar so viele Kunden wie möglich von Unix weg migrieren, aber nach Windows 2000 auf Intel."

Mit diesem Memo, sollte es authentisch sein, nimmt die Furcht des Redmonder Software-Giganten vor Linux eine neue Qualität an. Erstmals gäbe Microsoft damit zu, dass Linux das Kerngeschäft der Gates-Company ernsthaft beeinträchtigt. Bislang hatte Microsoft sich darauf beschränkt, das Open-Source-Unix öffentlich als Intellectual-Property-Killer, Krebsgeschwür, technisch unterbelichtet oder schlicht als "unamerikanisch" zu verunglimpfen.

Nun sieht sich Redmond aber offenbar derartig bedrängt, dass es selbst vor zwielichtigen Aktionen wie dem Ausspionieren von Kunden nicht mehr zurückschreckt. In den USA mag so etwas noch als aggressives Marketing durchgehen. Europäische Kunden dürften eine derartige Vorgehensweise eher als einen Bespitzelungsversuch werten.

Den Originaltext der Valentine-E-Mail finden Sie auf der Website von The Register zum Nachlesen. (jl)