AWS-Messe Re:invent

Amazon startet Offensive in der Public Cloud

Amazon hat auf der AWS-Hausmesse "Re:invent" in Las Vegas neue Produkte und seine Cloud-Strategie vorgestellt. In Deutschland tut sich die Sparte mit seinem IaaS- und PaaS-Ansatz indes noch schwer.

Auf der Re:invent, die zum zweiten Mal in Las Vegas stattfand, hat Amazon.com mit seinem Cloud-Business Amazon Web Services (AWS) deutlich gemacht, wie es sich das Cloud Computing der Zukunft vorstellt. Rund 8000 Besucher hatten sich eingefunden, überwiegend Kunden der AWS-Sparte, deren Jahresumsatz Analysten auf zirka dreieinhalb Milliarden Dollar Umsatz schätzen.

Amazon hat den Markt für Computing- und Speicher-Services (Infrastructure as a Services = IaaS) derzeit fest im Griff, hier ist der weltgrößte Online-Händler Marktführer. Sein Augenmerk richtet AWS nun verstärkt auf das Segment der PaaS-Dienste (Platform as a Service), bei denen es um Anwendungsentwicklung sowie die Bereitstellung von Datenbank-, Analytics-, Virtual-Desktop- und weiterer Services geht.

Etwa 200 neue Dienste in den Bereichen IaaS und PaaS hat Amazon allein im laufenden Jahr eingeführt. Zudem konnte das Unternehmen dem Wettbewerber IBM eine schallende Ohrfeige verpassen, als die AWS-Sparte im Herbst 2013 den Bieterkampf um einen Großauftrag der C.I.A. gewann - unter größter öffentlicher Aufmerksamkeit.

Erfolg im Public Sector

AWS-Chef Andy Jassy berichtete von einer weltweit mittlerweile sechsstelligen Kundenzahl. Allein im Öffentlichen Sektor zähle AWS 600 Behörden und 2.400 akademische Einrichtungen zu seinen Kunden. Hinzu kämen 3.000 Consulting- und knapp 2.000 Technologiepartner, mit denen der Konzern zusammenarbeite. Diese Zahl will Amazon nun im Rahmen einer neuen Partnerinitiative weiter ausbauen. Zusammengearbeitet werden soll mit Trainings- und Supportpartnern, die mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet werden sollen. Vor allem klassische mittelständische IT-Dienstleister hat Amazon dabei im Auge. Jassy betonte auch die Zahl der kooperierenden Technologieanbieter ausbauen zu wollen.

Andy Jassy, Chef vom Amazons AWS-Sparte: Die Private Cloud sei etwas archaisches, AWS bleibe ausschließlich in der Public Cloud.
Andy Jassy, Chef vom Amazons AWS-Sparte: Die Private Cloud sei etwas archaisches, AWS bleibe ausschließlich in der Public Cloud.
Foto: Amazon

Diese Partner werden es mit einem deutlich verbreiterten AWS-Angebot zu tun bekommen. Derzeit beinhaltet es unter anderem Mietmodelle in den Bereichen Server (Elastic Compute Cloud = EC2), Storage (Simple Storage Service = S3), Big Data (DataWarehouse Redshift), Datenbank (Relational Database service = RDS)sowie Anwendungsentwicklung und -Bereitstellung (zum Beispiel AWS Elastic Beanstalk).

Existenzgründer im Blick

Vor allem Startups spielen eine wichtige Rolle im AWS-Angebot: Mit "AWS Activate" bietet Amazon seit einiger Zeit ein eigenes Paket von Angeboten speziell für junge Unternehmen und Existenzgründer.

Hervorzuheben ist der in Las Vegas vorgestellte Service "Amazon Workspaces": Mit dem Managed Desktop Service sollen Kunden einfach Cloud-basierte Desktops provisionieren können. Anwendern aller Endgerätetypen - Notebooks, iPads, Kindle Fire, Android Tablets etc. - erhalten eine Arbeitsumgebung, in der sie ihre Dokumente, Dateien, Anwendungen und Ressourcen aus der Cloud nutzen können.

Laut Amazon liegen die Kosten bei rund der Hälfte heute gängiger VDI-Lösungen (VDI= Virtual Desktop Infrastructure). Kompatibilität zu Microsofts Active Directory sei gegeben, was den Dienst für junge Firmen, die noch keine eigene Infrastruktur im Haus hätten, besonders interessant mache.

Ein weiterer Höhepunkt auf der Re:invent war die Ankündigung, den AWS-Marktplatz weiter auszubauen. Mittlerweile finden sich dort mehr als 1.100 vorkonfigurierte Softwarelösungen aus den Bereichen Software-Infrastruktur, Entwicklungs-Tools und Business-Software. In Las Vegas stellten viele Partnerfirmen neue AWS-Services und -Angebote vor, darunter beispielsweise Citrix, Intel, SAP, VMware, F5 Networks und NetApp.