Doch nicht Google

Amazon kauft Let's-Play-Website Twitch für rund eine Milliarde Dollar

Bei diesem Deal geht es um die Zukunft des Fernsehens und die Aufmerksamkeit junger Internet-Nutzer. Amazon legt sich für rund eine Milliarde Dollar eine Spiele-Streaming-Website zu.

Der Online-Händler Amazon.com kauft für rund eine Milliarde Dollar die Video-Website Twitch, auf der Gamer Live-Mitschnitte vom Spielverlauf veröffentlichen können. Der Spiele-Streaming-Dienst kam zuletzt auf rund 55 Millionen Nutzer, von denen eine Million Videos im Netz platzierten. Der Kaufpreis liege bei rund 970 Millionen Dollar (735 Millionen Euro) in bar, teilte Amazon am Montag mit. Als wahrscheinlicher Käufer war zuvor seit Mai Google gehandelt worden.

Google mit seiner mächtigen Videoplattform YouTube sei aber wegen möglicher Probleme mit Wettbewerbshütern besorgt gewesen, berichtete das Magazin "Forbes" unter Berufung auf informierte Personen. Der Branchendienst "The Information" schrieb dagegen, es habe vor allem Differenzen über die Zukunft als Teil von Google gegeben. Twitch hätte Investitionen in Größenordnung von Dutzenden Millionen Dollar vom Google-Managern wie Finanzchef Patrick Pichette absegnen lassen müssen, hieß es. Der Deal mit dem Internet-Riesen sei zwar schon grundsätzlich ausgehandelt worden, die Gamer-Website habe aber Zweifel bekommen, ob sie sich unter dem Dach von Google und YouTube weiter dynamisch entwickeln könne.

Twitch-Chef Emmett Shear betonte jetzt, unter den Fittichen von Amazon werde die Video-Website unabhängig bleiben. "Wir haben uns für Amazon entschieden, weil sie an unsere Nutzergemeinde glauben, unsere Werte und langfristige Vision teilen und uns helfen wollen, dort schneller hinzukommen."

Das "Wall Street Journal" hatte am Montag wenige Stunden vor Bestätigung des Deals mit Amazon einen Preis von mehr als eine Milliarde Dollar genannt. Bei "The Information" hieß es, auch Google habe rund eine Milliarde Dollar bezahlen wollen.

Twitch war vor gut drei Jahren eher als Nischenangebot gestartet. Der Dienst gewann aber schnell Popularität vor allem bei jungen Internetnutzern. Amazon.com wird damit noch etwas mehr zum Konkurrenten für Google. Laut Medienberichten will der Online-Händler demnächst auch ein eigenes System zur Vermarktung von Werbeplatz im Internet starten. Amazon hat auch ein eigenes Geschäft mit Online-Spielen auf Basis des Betriebssystems Android. (dpa/tc/mje)