Alles Ethernet, oder was?

Dieselbe Technik vom Citynetz bis ins Haus

Zwar werden etliche dieser neuen Anwendungen, etwa das Herunterladen von Spielfilmen über das Internet, erst in Monaten oder gar Jahren eine wesentliche Rolle spielen. Dennoch ist bereits heute abzusehen, dass der stark wachsende Datenverkehr die "Erste Meile" zum Flaschenhals werden lässt. Ethernet mit Übertragungsraten von 100 oder 1000 MBit/s bieten, so zumindest die EFM-Gruppe, genügend Bandbreite für paketbasierte Sprach- und Datenservices.

Ein weiterer Punkt, der Ethernet so attraktiv erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass diese Technik in Form von 10-Gigabit-Ethernet aller Voraussicht nach auch in Citynetzen (Metropolitan Area Networks) Einzug halten wird. Damit ergebe sich die Chance, eine durchgängige Kommunikationsstruktur auf Basis von IP und Ethernet ("Ende zu Ende") aufzubauen, so David Closs von ADC auf der ersten Sitzung der EFM Study Group, die Anfang Januar in Irvine (Kalifornien) stattfand. Für "Ethernet in the First Mile" sprechen laut Closs zudem folgende Faktoren:

- Der FSAN/PON-Standard für "Full Service Access Networks" auf Grundlage passiver optischer Netze ist bereits zehn Jahre alt;

- Glasfaserleitungen ersetzen im Zugangsbereich Kupferleitungen;

- Anbieter, vor allem in den USA, starten mit Ethernet-to-theHome-Diensten auf Basis von Lichtwellenleitern.

Allerdings gibt es eine Reihe von kritischen Stimmen, die davor warnen, allzu früh den Sieg von Ethernet auf der Letzten beziehungsweise Ersten Meile zu feiern. Selbst der amerikanische MAN-Carrier Yipes Communications, dessen Netz ausschließlich auf Lichtwellenleitern und IP basiert, räumt ein, dass es einige Haken gibt. So sei es teilweise schwierig, von den Eigentümern die Erlaubnis zu erhalten, Geschäfts- oder Privathäuser über Glasfaserleitungen anzubinden. Hinzu kommt, dass sich nicht jedes Gebäude über Lichtwellenleiter an das Netz anbinden lässt oder dass dort bereits eine Kupferverkabelung vorhanden ist, etwa für das Kabelfernsehen. Mit Zugangssystemen, die mit Richtfunk arbeiten (Wireless Local Loop), wird in Zukunft eine dritte Technik zu berücksichtigen sein.

Yipes hat vor diesem Hintergrund eine "Wunschliste" zusammengestellt, in der die Minimalanforderungen an Ethernet im Access-Bereich zusammengefasst sind. So sollte das Übertragungsmedium eine Datenrate von mindestens 10 MBit/s unterstützen, besser 100 MBit/s. Andere Hersteller fordern sogar 1 GBit/s, um mehr Spielraum nach oben zu haben.