100-Mbit-WLANs im Kommen

Die Hersteller von Halbleiterbausteinen und das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) forcieren die Arbeiten an Funknetzen mit Datenraten von über 100 Mbit/s. Auf der Netzwerkmesse "Networld + Interop" in Las Vegas zeigte beispielsweise Chip-Produzent Atheros neue Bausteine für WLANs auf Basis der Standards IEEE 802.11a (5 GHz) und g (2,4 GHz). Sie verfügen über einen Turbomodus, der Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 108 Mbit/s erlaubt.

In der "realen" Netzwerkwelt, so Atheros, lassen sich mit dem AR5001G-Chip für 802.11g und dem AR5001X+ für gemischte Netze mit 802.11a und g Datenraten von bis zu 90 Mbit/s erzielen. "Mit dem "Super-G"- und "Super-A/G"-Modus ist ein Durchsatz wie in einem drahtgebundenen LAN möglich", sagte Craig Barratt, Präsident und CEO von Atheros.

Um diese Geschwindigkeit zu erzielen, setzt die Firma eine Burst-Technik ein. Das heißt, es werden gleichzeitig drei oder vier Datenpakete auf die Reise über die Funkstrecke geschickt, nicht wie sonst üblich nur eines. Allerdings, so Barratt, funktioniere dies nur dann, wenn die Auslastung des Netzes nicht zu hoch sei. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Echtzeitdaten, etwa für IP-Telefongespräche über WLAN, Vorrang erhalten müssen.

Zusätzlich verwendet Atheros eine Hardware-gestützte Datenkompression sowie modifizierte Modulationsverfahren. Diese Techniken, zusammen mit dem Burst-Modus und der Kanalbündelung (Turbo), steigern die Nettodatenrate auf die bereits erwähnten 90 Mbit/s. Mit Bursting und dem Turbo alleine seien 65 Mbit/s machbar, während die Kanalbündelung die Leistung bis auf 42 Mbit/s erhöht. In einem reinen 802.11g-WLAN beträgt der Nettodurchsatz etwa 24 Mbit/s, also weniger als die Hälfte der 54 Mbit/s, die der Standard als Bruttowert definiert. Noch geringer sind die Werte in einem Netz, in dem sowohl 802.11g-Komponenten als auch solche zum Einsatz kommen, die auf der älteren Norm 802.11b basieren: Sie liegen bei 9 bis 14 Mbit/s. Details zu aktuellen Funknetzstandards finden Sie in diesem Beitrag.

Neben Atheros hat auch Konkurrent Intersil einen "Booster" für WLANs vorgestellt - die "Prism Nitro"-Software. Sie erhöht die Datenrate nach Angaben der US-Firma in Funknetzen, in denen 802.11b- und -g-Systeme parallel eingesetzt werden, auf etwa 30 Mbit/s. Spezielle Algorithmen sorgen bei Nitro dafür, dass mehrere Datenpakete gleichzeitig über denselben Funkkanal übertragen werden.

Ein Schwachpunkt der Intersil-Software ist laut unseren Kollegen von der "Networkworld", dass sie keine Quality of Service (QoS) unterstützt, was für den Transport von Echtzeitinformationen unabdingbar ist. Daher empfiehlt das Unternehmen, Nitro nur dann einzusetzen, wenn reine Datenpakete zu übermitteln sind und keine Sprach- oder Video-Informationen.

Auch wenn "Turbo"-Lösungen wie die von Intersil und Atheros für den Anwender angenehm sein mögen, so weisen sie doch ein gravierendes Manko auf: Es handelt sich um herstellerspezifische Ansätze. Das bedeutet, die Geschwindigkeitsvorteile lassen sich nur in WLANs erzielen, in denen Geräte zum Einsatz kommen, die mit Chips eines der beiden Hersteller bestückt sind.

Allerdings scheint nun auch die für Wireless LANs zuständige Working Group 802.11 des IEEE die Arbeiten an einem High-Speed-WLAN-Standard starten zu wollen. Mehrere Mitglieder der Organisation haben sich in einer "High Throughput Study Group" zusammengefunden. Sie prüft derzeit, ob es aus technischer Sicht Sinn macht, Normen für WANs mit 108 Mbit/s oder noch höheren Datenraten zu erarbeiten. Im Gespräch sind sogar 320 Mbit/s. Gerüchten zufolge wird die Gruppe in Kürze unter dem Namen IEEE 802.11n offiziell die Arbeit aufnehmen. ss(Networkworld/fkh)

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