WLAN versus Mobilfunk

10 Gigabit/s auf dem Handy - wer macht das Rennen?

WLAN 1300 Mbit/s trifft LTE 150 Mbit/s

Knapp zehn Jahre später, 2013, konnte der Autor erstmals LTE-Cat4 mit brutto 150 Mbit/s und netto 120 Mbit/s im Download im echten Kundennetz von Vodafone auf der Münchener Theresienwiese messen. Im gleichen Herbst 2013 funkten auch zwei brandneue WLAN-11ac-Gigabit-Fritzboxen schon mit 1,3 Gbit/s brutto und knapp 800 Mbit/s netto auf kurze Distanz durch die Lüfte. Gemessen, nicht geraten. Wir brauchten für diesen Test allerdings noch zwei (!) identische Fritzboxen, weil es zur IFA 2013 noch keine 11ac-Clients (Laptops, Handys) mit dem vollen 3x3-MIMO-3SS-Speed von 1,3 Gigabit gab. Anno 2014 sind jedoch schon vereinzelte 11ac-Notebooks mit 3x3-MIMO auf dem Markt, etwa das Apple MacBook Pro. Die WLAN-Branche bezeichnet 802.11ac übrigens als 5te WLAN-Generation.

Mobilfunk-Timeline: Bei den Generationen 1G und 2G stand noch die mobile Sprachübertragung im Vordergrund. Ab 3G setzte dann der mobile Datenturbo ein.
Mobilfunk-Timeline: Bei den Generationen 1G und 2G stand noch die mobile Sprachübertragung im Vordergrund. Ab 3G setzte dann der mobile Datenturbo ein.
Foto: Ericsson

5G-Mobilfunk verspricht 10 Gigabit/s

Die fünfte Mobilfunk-Generation 5G verspricht drahtloses Internet mit 10 Gigabit pro Sekunde für Endgeräte wie Smartphones, Tablets, Laptops oder Autos. Ab 2020 soll der kommerzielle 5G-Rollout starten. Zum Vergleich: Das aktuelle 4G-LTE schafft 2014 bereits Peaks von 50 Mbit/s auf dem Lande, 100 bis 150 Mbit/s in vielen größeren Städten und bis zu 500 Mbit/s in vereinzelten Feldtests. Der 4G-Nachfolger 5G ist zwar noch nicht ganz funktionsfähig, verspricht aber Peaks bis 10 Gigabit/s ab 2020 auf jedes Handy. Das wäre dann 1000mal schneller als das aktuell ausgerollte LTE-Cat3 mit 100 Mbit/s. Damit soll der User ab dem Jahre 2020 einen kompletten Spielfilm binnen weniger Sekunden in sein Handy, Tablet, Notebook oder Auto bekommen.

5G auf Messen und Kongressen

Seit Anfang 2014 wird 5G zunehmend auf Messen und Kongressen diskutiert: Auf dem Mobile World Congress 2014 in Barcelona war 5G das Modethema der EU-Politiker. Zwei Wochen später sagte der britische Premierminister David Cameron in der CeBIT-Eröffnungsfeier mit Kanzlerin Merkel, dass Deutschland und UK bei der Entwicklung des 5G-Internets kooperieren wollen: Die Technische Universität Dresden, das King's College in London und die Universität von Surrey in Südost-England sollen gemeinsam an 5G forschen. Europa hat immerhin GSM, UMTS und LTE maßgeblich entworfen und will sich jetzt bei 5G nicht von den Asiaten abhängen lassen.

Doch wie kann 5G technisch einen solchen Sprung auf 10 Gigabit pro Sekunde machen? Das erklärte Huawei schon vor den beiden Mega-Messen auf dem 5G@Europe Summit 2014 im Sofitel Hotel München: Dazu hatte Huawei die klügsten Wireless-Köpfe aus Europa, Asien und Nordamerika geladen: Etwa Forscher und Vorstände europäischer Netzbetreiber wie Vodafone, Telekom und Telefonica, namhafte EU-Politiker, führende Wireless-Professoren, innovative Automobil-Hersteller. Sogar Huawei-Konkurrenten wie Alcatel, Ericsson und NSN durften kommen. Denn je schneller sich Ausrüster, Telcos und Anwender gemeinsam auf die neuen 5G-Standards einigen, desto früher können sich neue Märkte rund um 5G entwickeln.

Bis die neuen 5G-Standards vollends definiert sind, arbeiten die Konkurrenten vorübergehend und partiell zusammen. Doch spätestens mit der kommerziellen 5G-Einführung werden sie dann wieder scharfe Konkurrenten. So ähnlich war das auch schon bei 2G, 3G oder 4G. Neu ist jetzt nur, dass nicht mehr altverdiente GSM-UMTS-Pioniere wie Siemens, Nokia, Ericsson, Alcatel oder NSN (inzwischen nur noch Nokia) ganz vorne weg marschieren, sondern zunehmend auch Asiaten wie Huawei, LG, Samsung oder ZTE den 5G-Fortschritt mit anschieben.